Kampagne - 2007
Prunksitzung 2007 - "Stöwwerkarren" ließen den Pleitegeier links liegen
28.01.2007 | Bei der Prunksitzung des Königheimer Karneval-Klubs ging's hoch her / Fünf-Stunden-Programm mit vielen Höhepunkten
Königheim. "Zum Jammern besteht kein Grund, Königheim ist krank - doch die Narren sind gesund": Dass sie sich nicht nur - wie bereits mit dem Motto auf dem 2007-er Orden angedeutet - einer robusten Gesundheit erfreuen, sondern darüber hinaus äußerst putzmunter agieren, unterstrichen nun die "Stöwwerkarren" des örtlichen Karneval-Klubs bei ihrer großen Prunksitzung am Samstagabend in der mit rund 500 Besuchern quasi voll besetzten Brehmbachtalhalle. Auch wenn der Pleitegeier auf dem herrlichen Bühnenbild die gesamte Zeit fast drohend über den Köpfen der Aktiven schwebte, so produzierte man nicht etwa eine Pleite, ganz im Gegenteil: Die gut fünfstündige Veranstaltung animierte nicht nur die "schrägen Vögel" im Saal gewissermaßen zum Abheben.
"Eingefangen" wurde dabei das durchweg gut gelaunte Publikum stets durch den unermüdlichen Schlachtruf "Bettflasch' Ahoi", der gleich zum Auftakt mehrmals erprobt wurde, als die zwölf Gastabordnungen erst einmal die Szene beherrschten. Nach kurzen Grußworten des Präsidenten der Schweinberger "Lustigen Vögel", Frank Greulich, gehörte das Wort natürlich dem Sitzungspräsidenten des KKK, Manfred Grüner, der sich nach eigener Aussage auch etwas "eingefangen" hatte - nämlich einen Virus. Das hinderte den Obernarr aber nicht daran, wie gewohnt souverän durch ein Programm zu führen, das die gesamte Bandbreite der Saalfastnacht abdeckte.
Unter allemal schmissiger und immer passender Begleitung der von Klaus Zimmermann dirigierten Musikkapelle Königheim brachten die furiosen Sänger Alfred Geier, Gerhard Hess und natürlich Manfred Grüner zuerst ein auflockerndes "Ständchen" dar, ehe der Schautanz der "20 kleinen Negerlein" der Kindergarde (Trainerinnen Silke und Steffi Egles) bereits das erste Highlight für die Augen bot. Was auf die Ohren gab's dafür von der "Frieda" Sonja Reinhart, die in ihrer zweiten Büttenrede ausführlich ihr Pech mit den Männern schilderte, bevor die 14-köpfige Jugendgarde (Nicole Schmitt) einen sauberen Gardetanz auf die Bretter legte.
Nachdem man zwischendurch die gelungenen Jahresorden an die Ehrenpräsidenten und -mitglieder sowie den an diesem Abend mehrfach geforderten Bürgermeister Ewald Wolpert ausgehändigt hatte, verstand es der angeblich von Hartz IV lebende "arbeitslose Sepp" alias Markus Glock mit seinem teils deftig gewürzten Beitrag, die "Massen" zu begeistern. Mit dem Gardetanz der neun Junioren (Carmen Häfner und Yvonne Schmitt) erfolgte gleichzeitig der Übergang zum stürmisch bejubelten Auftritt des katholischen Pfarrers der Kirchengemeinde St. Martin, Dr. Hermann Bockmühl, der in dieser Doppel-Bütt - zumindest mal für kurze Zeit - die übliche Rolle und gleichzeitig damit auch die typische Bekleidung mit dem Präsidenten tauschte. Dass dabei jeder auf seine Weise in einer Art "Predigt" versuchte, die "Schäfchen" für sich einzunehmen, versteht sich hier von selbst.
Aus dem Dickicht Kirche - Narren (oder umgekehrt) entführte daraufhin die Garde der Aktiven aus Schweinberg mit ihrem Schautanz in den Dschungel, ehe die Kirchberg-Spatzen bei ihrer gesanglichen Einlage aufzeigten, dass es auch hinter dem "Königheimer Gestrüpp" manches zu entdecken gibt. Vom hindernisreichen Urlaub über den Stromausfall, die SV-Kicker auf dem Canstatter Wasen bis zur angeblich "toten Ente" im Brehmbach beleuchteten die "Ärzte" Gerald Borst, Josef Wolz, Helmut Waltert, Günter Bartholme, Uwe Rennhofer, Klaus Zimmermann, Karl Haag und Alfons Geier süffisant das lokale Geschehen, dabei musikalisch von Armin Fischer stets "auf der Höhe" gehalten.
Noch höher hinauf ging's dann mit dem Schautanz der Jugendgarde, als es hieß "Der Berg ruft", abgelöst von einer kleinen Bühnen-Show, bei der sich alles um das "Licht für den Kreisel" und die dabei vergebliche Kabelsuche drehte. Nachdem man dem Gemeindeoberhaupt dabei kräftig "heimgeleuchtet" hatte, tauchte eine weitere "Lichtgestalt", und zwar die des deutschen Fußballs, auf dem Podium auf. Rainer Haag verkörperte hier "Kaiser Franz" Beckenbauer, dem er in seiner unnachahmlichen Art etliche mehr oder weniger flotte Sprüche in den Mund legte. Feierte dabei der bayerische Dialekt fröhliche Urständ', so feierten danach die Mädchen der Juniorengarde bei ihrem Schautanz eine düstere Gruft-Party, gefolgt von der "Ratschfamilie" die sich anlässlich der Traubenlese über Probleme beim "Nachtanken" von Weihwasser, das fehlende Jugendhaus, schlappmachende Bulldogs und eine außergewöhnliche Pilzsammlung ausließ.
Angelika und Ingbert Steinam, Roland Häfner sowie Karl Haag hatten hier die örtlichen Vorkommnisse auf den Punkt gebracht, ebenfalls punkteten im Anschluss die 13 jungen Damen der Roten Garde (Claudia Schreck) mit ihrem Schautanz, als man mit dem Sender "Hitradio KKK" unter der Frequenz 111,11 die Nummer eins suchte. Trotz vereinzelter "Zugabe"-Rufe salutierte gleich darauf der "letzte Külsheimer Soldat" Dieter Zirkelbach, der als "Landser" und "Schütze Ströbel" mit den haarsträubendsten Storys aus der inzwischen geschlossenen Prinz-Eugen-Kaserne aufwartete. Nicht auf sich warten ließen danach die geschmeidigen Herren vom Männerballett (Gabi Schmitt und Elke Schiltmeyer) auf ihren längst eingeplanten Auftritt, wobei man sich diesmal - garniert von adretten Cheerleaders - per "Touchdown" dem Football zuwandte.
Die "Nacht der Stars" mit den Rolling Stones, Queen, Village People, Dschingis Khan, dem Gassenhauer "Komm, hol' das Lasso raus" und natürlich den Sportfreunden Stiller leitete dann per Playback über zum großen Finale, das noch einmal alle Mitwirkenden auf der Bühne vereinte. Das Schlusswort gehörte schließlich dem Präsidenten Manfred Grüner, der zur gelungenen Veranstaltung bei aller Euphorie vielleicht doch dem vermeintlichen Pleitegeier etwas zu große Flügel verlieh, als er festhielt: "Diese Prunksitzung war fernsehreif." bix
© Fränkische Nachrichten - 29.01.2007
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