Kampagne - 2003
Prunksitzung Einmalig: Weinkurort Bad Königheim
08.02.2003 | Dr. Müller-Thurgau legte Konzept vor / Tolles fünfstündiges Programm mit vielen Raketen
Königheim. Auf die Sekunde topfit präsentierten sich die Narren bei der Prunksitzung am Samstag in der Königheimer Brehmbachtalhalle. Angeführt vom alten-neuen Kapitän Gerald Borst überzeugte die Mannschaft des KKK, zusammengesetzt aus bewährten Routiniers und einigen Neuzugängen. Besonders "Comebacker" Manfred Grüner war einmal mehr ein Trumpfass, das stach. Die Taktik, schmissige Tanzeinlagen gepaart mit deftiger oder geschliffener Bütt, ging auf und so kam während des knapp fünfstündigen Spiels nie Langeweile auf. Am Ende gab's einen klaren Punktsieg und ein zufriedenes Publikum, das mit zahlreichen Raketen seine Begeisterung untermauerte.
"Wollt ihr, dass Kenche ewig ein kleines Kaff bleibt oder als erstes europäisches Weinkurort Bad Königheim weltberühmt wird", fragte Kurdirektor Dr. Müller-Thurgau alias Manfred Grüner süffisant in die Runde. Natürlich viel das Votum, im Gegensatz zu mancher Entscheidung im Gemeinderat, eindeutig aus. Die Narrenschar folgte bedingungslos dem Wunderheiler, der nicht mit Wasser wie weiland Kneipp, sondern mit gutem Königheimer Wein heilen will. Statt des Altenheims soll nach seinem Willen künftig ein Kurhaus mit Weinpavillon die Mitte des Dorfes zieren. Und für die Reichen, die zwar nicht krank sind, aber doch genesen wollen, soll die Kunstmühle in ein luxuriöses Kurhotel umgebaut werden.
Mit Rebensaft will Müller-Thurgau nicht nur die Käsfüße seiner Klienten, sondern auch den kränkelnden Weinbau kurieren. Die Königheimer Winzer würden nicht nur ihre Trauben im Ort los und nach Kilo bezahlt werden, sondern könnten auch noch als Aushilfsmasseure ein Zubrot verdienen. Und obendrein hätte er die rechte Therapie für die von der Schwindsucht befallene Herde von Pfarrer Bockmühl. Die Kirche will er durch kostenlosen Ausschank edler Tropfen wieder voll bekommen. "Und weil sich's anbietet, machen wir Gottesdienst und Frühschoppen zusammen." Bürgermeister Wolpert bot er an, dass er sogar die Farbe des Kurhauses bestimmen könne, gab ihm aber gleich einen Tipp mit auf den Weg: "Ewald sei bitte so schlau, es gibt auch andre Farben als Blau."
Die Kirchbergspatzen glossierten zu bekannten Schlagern und Evergreens das politische Geschehen und so manches dörfliche Ereignis. Neben dem Kanzlerduell traf ihr Narrenspott vor allem die Kämpfe der Königheimer Rentner um das ein oder andere Schnäppchen beim Abriss des Altenheims.
Aus dem Nähkästchen des KKK plauderten die Ratschweiber Angelika Steinam und Anita Müller. Sie berichteten vom Zahnarztbesuch des Vorsitzenden Karl Haag, wobei der Dentist ihm eine Bindehautentzündung attestierte. Auch förderten sie ans Licht, dass sich einem Mofa fahrenden Elferrat eine Wildsau in den Weg stellte, die sich am Ende als viel kleineres getier entpuppt hat. Auch riefen sie das unmögliche Unterfangen eines anderen Ratsmitglieds in Erinnerung, sein Auto auf einer Mauer zu parken.
Übern Berg von den Dienstadtern kam das Kannenheimer Urgewächs Rainer Haag, der aus seinem Leben als Schwuler berichtete. Wie bei Holzfällern üblich ging es derb zu bei seinen Anekdoten. Freimütig gestand er, dass er auf Männer in Uniformen steht, sich bei der Darmspiegelung so richtig wohl gefühlt und beim Fußball als Manndecker agiert hat. Nur Sitzungspräsident Gerald Borst konnte er, trotz allen Charmes, nicht betören und zu einem Küsschen rumkriegen.
Als Erfinder des Lügendetektors präsentierte Markus Glock die ungeschminkte Wahrheit. Er entlarvte die kleinen und großen Schwindeleien des täglichen Familienlebens und wurde am Ende Opfer seiner eigenen Erfindung. Sie nämlich fiel in die Hände der Schwiegermutter, die dadurch die ganze Wahrheit über "Glockis" Verhältnis zu ihr erfuhr.
Neben den Stammspielern trugen natürlich auch die Gastspieler und Neueinkäufe zum Erfolg bei. Steffan Wiltschek demonstrierte, was passieren kann, wenn man einen Sprachfehler ambulant beseitigen lassen will. Claudia Brunner war überzeugt "Ich bin schön", obwohl sie beim Fotografen nicht auf ein Bild passte und ein Mofa-Fahrer Angst hatte, dass ihm der Sprit ausgeht, wenn er sie umkurven muss. Mit geschliffenen Reimen las Till von Franken alias Hans-Jürgen Esser Politikern, Prominenten und dem Volk die Leviten.
Was wäre ein närrisches Spektakel ohne den entsprechenden Augenschmaus? Wie eine Suppe ohne Salz. Für die richtige Würze sorgten zahlreiche Schau- und Gardetänze. Eine Show der Extra-Klasse lieferte dabei der Tanz Sport Club der Düremer Faschenaacht. Sie entführten aufs Raumschiff Enterprise und in unendliche Weiten. Egal wie und warum es in Walldürn gekracht hat, eine solche Darbietung ist eine Bereicherung jeder Prunksitzung. Kostüme, Choreografie, es stimmte einfach alles.
Aber auch die anderen Garden boten tolle Tänze. Die Kindergarde des KKK wirbelte als Cowboys über die Bühne, die Juniorengarde ließ es zu Klängen aus James Bond Filmen krachen und die Damen der Seniorengarde machten als Schlümpfe eine gute Figur. Eine nette Idee hatte die Garde der Lustigen Vögel aus Schweinberg. Sie unterlegten ihren Gardetanz mit moderner Popmusik.
Die Grazien des Männerballetts mutierten während ihres Auftritts von coolen Blues Brothern zu heißen Disco-Miezen in Hotpants, die schließlich zusammen mit etlichen Besuchern und Bürgermeister Ewald Wolpert Bewegungsübungen zum Ketchup-Song zelebrierten.
Apropos Bürgermeister Ewald Wolpert. Das Gemeindeoberhaupt bekam vom KKK einen Erinnerungszettel mit samt Spaten überreicht, damit kein weiterer Lapsus mehr passiert. Der Bürgermeister nutzte die Gelegenheit, um anlässlich seines närrischen Jubiläums, er ist seit elf Jahren Schulz in Kannenheim, in Reimform seine Amtszeit Revue passieren zu lassen und den Idealtyp eines Bürgermeisters zu skizzieren.
Den lautstarken Schlusspunkt setzten die Stoabacher Güssgraberassler. Die Guggenmusiker brachten einige bekannte Evergreens zu Gehör und sorgten für ein würdiges Abschlussspektakel.
In bewährter Manier sorgte die Musik- und Feuerwehrkapelle Königheim unter Leitung von Klaus Zimmermann für die musikalische Umrahmung. hut
© Fränkische Nachrichten – 10.02.2003
Mit freundlicher Genehmigung der Fränkischen Nachrichten